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Meldung vom: | Verfasser/in: Kamil Ustaszewski
Dieses zerbrochene Kalkgeröll in Faustgröße stammt aus einem Tal im österreichischen Teil der Karawanken. Die Karawanken bilden einen 120 km langen, Ost-West verlaufenden Gebirgszug zwischen Kärnten und Slowenien und bestehen überwiegend aus mesozoischen Kalken. Das abgebildete Kalkgeröll entstammt dieser mesozoischen Schichtenfolge und wurde in einer frühen Hebungsphase der Karawanken erodiert, in Flüssen nach Norden transportiert und vor etwa 12 Millionen Jahren im Klagenfurter Becken, dem nördlichen Vorland der Karawanken, abgelagert.
Infolge andauernder gebirgsbildender Vorgänge wurden diese Flussablagerungen vor rund 5 bis 2 Millionen Jahren von Kilometer-mächtigen mesozoischen Gesteinspaketen überschoben. Die dabei wirksamen Spannungen überstiegen die Druckfestigkeit der Gesteine. Folglich zerbrachen bei diesen Vorgängen zahlreiche Gerölle, wovon das abgebildete Objekt exemplarisch Zeugnis ablegt.
Neben zwei Verwerfungen, welche die durch Flusstransport gerundete Gerölloberfläche erfassen, sind auch zahlreiche kleinere Eindellungen auf der Oberfläche erkennbar. Diese Eindellungen entstanden infolge von Drucklösung (Lösung von Feststoffen unter Druckeinwirkung) durch Kontakt mit benachbarten, härteren Gesteinskörnern.
Dieses auf den ersten Blick unscheinbare Kalkgeröll gibt also bei fachkundlicher Betrachtung eine Vielzahl an Informationen über die nach menschlicher Wahrnehmung unermesslich langsamen tektonischen Prozesse preis, welche das Aussehen unseres Planeten seit seiner Entstehung ständiger Veränderung unterziehen.
Weitere Informationen
Interaktives 3D-Modell des Kalkgerölls auf SketchFabExterner Link
Webseite der Tektonischen Sammlung
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