Dr. Lars Böttcher

Dr. Lars Böttcher (Dipl.-Chem.)

Geschäftsführer der Chemiewerk Bad Köstritz GmbH
Dr. Lars Böttcher
Foto: Jürgen Scheere

Steckbrief

Dr. Lars Böttcher studierte von 1993-1999 (mit Unterbrechung 10/1994-9/1995 Bundeswehr) an der Universität Jena Chemie auf Diplom. Danach folgte von 1999-2003 die Promotion am Institut für Anorganische und Analytische Chemie in der Arbeitsgruppe "Metallorganische Chemie und Katalyse" von Prof. Dr. Dirk Walther. Nach der Promotion wechselte er in die Wirtschaft; seit April 2017 ist er Geschäftsführer der Chemiewerk Bad Köstritz GmbH.

 

Beruf und Berufseinstieg

Wo arbeiten Sie jetzt und was ist Ihre Tätigkeit?

Seit 1.4.2017 Geschäftsführer der Chemiewerk Bad Köstritz GmbH, Leitung des Gesamtunternehmens

 

Wie hilft Ihnen das Studium in Ihrem Berufsleben?

Es ist hilfreich für das Verständnis der eigenen Produkte/Prozesse als auch der Kunden sowie bei der Entwicklung neuer Produkte.

Solides chemisches Fachwissen war wichtig für den Einstieg im Unternehmen als Produktionsleiter. In meiner Uni-Zeit habe ich zumindest ansatzweise den Umgang mit Mitarbeitern durch die Betreuung von Studenten und Diplomanden während der Promotion sowie die Fähigkeit zur Problemlösung und die analytische Herangehensweise an Fragestellungen gelernt.

 

Wie lief der Berufseinstieg für Sie? Wann wussten Sie, in welchem Bereich der Chemie Sie arbeiten möchten?

Der Übergang von einem Labor an der Uni in die "rauhe" Umgebung eines produzierenden Betriebes war nicht einfach. Während man sich während der Promotion in "Ruhe" einem Thema widmen kann, wird man hier tagtäglich mit vielen kleinen und großen Problemen ganz unterschiedlicher Herkunft konfrontiert. Das reicht von Produktions- oder Qualitätsproblemen über betriebswirtschaftliche Themen bis zu den Sorgen und Nöten der Mitarbeiter über beispielsweise den Zustand der Sozialbereiche.

Ausschlaggebend war weniger der Bereich der Chemie als die Möglichkeit in der Region zu bleiben und die Perspektiven.

Aus meiner Sicht ist eine Promotion sehr wichtig. Aus der Erfahrung heraus finden nicht-promovierte Chemiker deutlich schlechter eine Anstellung und dann meist zu ungünstigeren Konditionen als die Kollegen mit Promotion. Gerade in großen Chemieunternehmen bekommen Sie ohne Promotion oft keine Chance zum Einstieg oder die Entwicklungsmöglichkeiten sind stark eingeschränkt. Nicht zuletzt reift man während der Promotionszeit persönlich und lernt, wenn auch in untergeordnetem Maße, erste Grundlagen im Umgang mit Mitarbeitern.

 

 

Aus meiner Sicht ist eine Promotion sehr wichtig. Ohne Promotion sind die Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Nicht zuletzt reift man während der Promotionszeit persönlich.

Dr. Lars Böttcher

 

Studium

Warum haben Sie sich damals für ein Chemie-Studium entschieden und warum für Jena?

Die Entscheidung für Chemie fiel schon während der Schulzeit, in Klasse 9 oder 10. Chemie hatte mir immer Spaß gemacht und mich vor allem interessiert. Die Berufsaussichten waren damals eher schlecht, was sich auch in den niedrigen Immatrikulationszahlen damals bemerkbar gemacht hat. Im ersten Studienjahr waren wir kaum 30 Studenten, davon blieben am Ende keine 20 mehr übrig.

Das familiäre Umfeld in der chemischen Fakultät und Jena als attraktive Studentenstadt waren für die Wahl des Studienortes ausschlaggebend.

 

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?

Unvergessen sind sicherlich die vielen Feiern und Feste, das Bergfest auf der Leuchtenburg und der Chemikerball. Wir waren damals ein recht fröhliches Matrikel, neben dem Studium war immer etwas los.

Aus dem Organik-Grundpraktikum fällt mir die Geschichte ein, wie mein Labornachbar einen Stoff mit einem Schmelzpunkt um 30 °C destillieren sollte. Damit dieser nicht im Kühler auskristallisiert, hatte er diesen mit dicken Lagen Zellstoff umwickelt. Als es dann trotzdem zur Kristallisation kam, versuchte er das Ganze mit dem Bunsenbrenner anzuwärmen. Natürlich stand der Zellstoff sofort in Flammen und Dr. Werrmann, unser damaliger Oberassistent, war dem Herzanfall nahe.

 

 

Wer sich noch unsicher ist, ob ein Chemie-Studium das Richtige ist, dem würde ich ein Praktikum in einem Chemielabor empfehlen.

Dr. Lars Böttcher

 

Tipps zur Berufsorientierung für jetzige Studierende und Studieninteressierte

Welche Voraussetzung sollte man für ein Chemie-Studium Ihrer Meinung nach mitbringen? Haben Sie einen Tipp für aktuelle Chemie-Studierende oder auch für Schülerinnen und Schüler, die sich für ein Chemie-Studium interessieren, aber noch unsicher sind?

Zuallererst sollte man Interesse an Chemie haben, ebenso sind Physik und Mathematik gerade in den ersten Jahren sehr wichtig. Und nicht zu vergessen ist ein gutes Maß an praktischem Geschick, da die Laborpraktika ja einen hohen Stellenwert haben.

Wer sich noch unsicher ist, ob ein Chemie-Studium das Richtige ist, dem würde ich ein Praktikum in einem Chemielabor empfehlen, auch wenn es im späteren Berufsleben nicht immer bei der Labortätigkeit bleiben wird oder kann.

 

Außerdem:

Auch wenn es schon eine Weile her ist, denke ich gerne an die Zeit in Jena zurück und möchte mich bei allen Freunden, Studienkollegen, den Assistenten und Professoren für die gute Zeit bedanken. Vor allen anderen bei meinem Doktorvater Prof. Dirk Walther und Frau Dr. Heike Schreer.

 

(Porträt von Mai 2017)