Dr. Christoph Hörenz

Dr. Christoph Hörenz (Dipl.-Chem.)

Post-Doc an der Aalto Universität Helsinki/Espoo
Dr. Christoph Hörenz
Foto: Privat

Steckbrief

Christoph Hörenz hat von 2007-2012 in Jena Chemie studiert und mit dem Diplom abgeschlossen. Danach promovierte er in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Felix Schacher.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Promotion im Jahr 2016 wechselte er an die Aalto Universität Helsinki/Espoo in Finnland, wo er im Bereich der Polymerchemie forscht.

 

Beruf und Berufseinstieg

Wo arbeiten Sie jetzt und was ist Ihre Tätigkeit?

Seit Februar 2017 arbeite ich als Forscher in der Gruppe von Prof. Ikkala an der Aalto Universität Helsinki/Espoo in Finnland. Allgemein gesagt, beschäftige ich mich mit der Synthese biomimetischer Materialien. Dies sind Stoffe, die die Fähigkeiten oder Eigenschaften von Vorbildern aus der Natur imitieren sollen.

Mein Fokus liegt auf der Synthese maßgeschneiderter Polymere, die in Kombination mit Tonmineralien (Clays), Nanocellulose oder Metallnanopartikeln Materialien generieren, deren mechanische Eigenschaften denen von Muschelschalen oder auch Spinnenseide das Wasser reichen können. Dafür verbringe ich viel Zeit im Labor, aber auch Literaturrecherchen und der Austausch mit Kollegen und Kooperationspartnern steht oft auf der Tagesordnung. Weiterhin bin ich für die Organisation unserer Arbeitsgruppenseminare zuständig und Mitverantwortlicher für die Arbeitssicherheit in unserem Institut.

 

Wie hilft Ihnen das Studium in Ihrem Berufsleben?

Mein Chemiestudium verschafft mir ein breites Fundament an Basiswissen und grundlegenden Arbeitstechniken aus allen Bereichen der Chemie, die ich für meine Forschung jeden Tag brauche. Genauso helfen mir die weiterführenden Kenntnisse, die ich während der Promotion erlangt habe. Abgesehen vom Wissen selbst, sind aber auch Fähigkeiten wie das sebstbestimmte Arbeiten, das Wegstecken von Rückschlägen (von 10 Experimenten gehen meistens 9 schief) und das Sammeln und Erlangen neuen Wissens ungemein wichtige Hilfsmittel, die man während des Chemiestudiums und auch der Promotion zwangsläufig erlernt.

 

 

Mein Chemiestudium verschafft mir ein breites Fundament an Basiswissen und grundlegenden Arbeitstechniken aus allen Bereichen der Chemie, die ich für meine Forschung jeden Tag brauche.

Dr. Christoph Hörenz

 

 

Wie lief der Berufseinstieg für Sie? Wann wussten Sie, in welchem Bereich der Chemie Sie arbeiten möchten?

Da ich momentan eine befristete Stelle innehabe und nach Ablauf meines Vertrages keine weitere universitäre Laufbahn anstrebe, kann man streng genommen noch nicht von einem "Berufseinstieg" sprechen. Der Wechsel von einer Doktorandenstelle auf eine Postdoktorandenstelle ist, mal abgesehen vom höheren Gehalt, keine große Umstellung. Das Forschungsthema mag ein anderes sein, aber die grundlegenden Aufgaben und Arbeitsabläufe bleiben die gleichen.

Natürlich ist ein Umzug ins Ausland, weg von Familie und Freunden, immer ein großer Schritt, aber ich wurde von meinen neuen Kollegen freundlichst aufgenommen, was mir den Umstieg erheblich erleichtert hat.

Dass ich einmal als promovierter Chemiker im Gebiet der Polymerchemie landen würde, war für mich bis kurz vor der Diplomarbeit ehrlich gesagt ziemlich unvorstellbar. Aber manchmal läuft eben alles anders als man denkt. Rückblickend bin ich sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit erhalten habe, meine Promotion ohne größere Probleme zu absolvieren. Meine Kollegen/Freunde und das wissenschaftliche Umfeld haben einen beachtlichen Teil dazu beigetragen.

Studium

Warum haben Sie sich damals für ein Chemie-Studium entschieden und warum für Jena?

Die Entscheidung, Chemie zu studieren habe ich relativ kurzfristig getroffen. Nach Abitur und Zivildienst hatte ich entschieden, mich für den NC-begrenzten Studiengang Pharmazie bei der ZVS zu bewerben. Das Interesse resultierte hauptsächlich aus Spaß am Schulfach Chemie. Allerdings (und das ist mir bis heute peinlich) habe ich die Bewerbungsfrist verpasst, weil die für Altabiturienten eher endete als für Leute, die frisch vom Abitur kamen. Nun ja, letztendlich habe ich mich dann für ein Chemiestudium eingeschrieben und es absolut nicht bereut. =)

Die Universität Jena war für mich prädestiniert, da ich in Jena geboren und in der Umgebung aufgewachsen bin und außerdem zu dieser Zeit keinen Drang hatte, die Heimat für ein Studium zu verlassen.

 

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?

Ich habe unzählige schöne und lustige Erinnerungen an die Studienzeit, seien es Erlebnisse aus den Praktika, Vorlesungen oder auch den Feiern mit Freunden und Kommilitonen. Eine der besten Erfahrungen war sicher der Chemikerball. Eine so große Veranstaltung mit Kommilitonen zu organisieren und durchzuführen und im Nachhinein durchweg positives Feedback zu bekommen, war ein Erlebnis, das man so schnell kein zweites Mal haben wird. Ich bin begeistert, dass sich diese Tradition bis heute gehalten hat und hoffe, dass sie noch lange weiter bestehen wird.

 

 

Ein Chemiestudium ist ein Full-Time-Job und nichts, was man mal eben nebenbei erledigt. Als Belohnung winkt ein Abschluss, der meiner Meinung nach relativ zukunftssicher ist und auch von Nicht-Chemikern durchaus respektiert wird.

Dr. Christoph Hörenz

 

Tipps zur Berufsorientierung für jetzige Studierende und Studieninteressierte

Welche Voraussetzung sollte man für ein Chemie-Studium Ihrer Meinung nach mitbringen? Haben Sie einen Tipp für aktuelle Chemie-Studierende oder auch für Schülerinnen und Schüler, die sich für ein Chemie-Studium interessieren, aber noch unsicher sind?

Ich denke, zuallererst sollte man Spaß am Fach Chemie mitbringen. Solide bis gute Kenntnisse in Mathe und Physik sind vielleicht nicht zwangsläufig nötig, aber auf jeden Fall hilfreich, vor allem im Hinblick auf die jeweiligen Vorlesungen zu Beginn des Studiums. Auch ein wenig Interesse in Biologie schadet sicher nicht. Im Hinblick auf die vielen Laborpraktika sind zwei linke Hände sicher nicht hilfreich, aber mit Konzentration und Training sollte dem beizukommen sein.

Abgesehen von den fachlichen Dingen ist definitiv Durchhaltevermögen gefragt. Ein Chemiestudium ist ein Full-Time-Job und nichts, was man mal eben nebenbei erledigt. Ich möchte aber auch anfügen: Mit Freude an Chemie, Willenskraft und vor allem ein paar guten Freunden unter den Kommilitonen kann man dem Stress des Studiums ziemlich gut entgegenwirken.

Als Belohnung winkt ein Abschluss, der meiner Meinung nach relativ zukunftssicher ist und auch von Nicht-Chemikern durchaus respektiert wird.

 

(Porträt von August 2017)