Wetterstation Jena
Durch die Wetterstation an der Universitätssternwarte werden jenaer Wetterdaten seit 1813 (fast ununterbrochen) am selben Ort erfasst. Seit 2009 wird die Wetterstation durch das Institut für Geowissenschaften unter der Verantwortung von Prof. Dr. Kai U. Totsche, Lehrstuhl für Hydrogeologie, von Frau Christine Luge betreut.
Kontakt
Prof. Dr. Kai U. Totsche
Institut f. Geowissenschaften
Lehrstuhl für Hydrogeologie
Burgweg 11
07749 Jena
Historie der Wetterstation an der Universität Jena
aus Götz Hartmann, Uni-Journal der FSU Jena, 2002
"...die Klimastation in Jena verdankt ihre Existenz der Initiative Herzog Carl Augusts von Weimar und seines Ministers Goethe. Sie erhofften sich von regelmäßigen meteorologischen Beobachtungen zuverlässige Wettervorhersagen. Zu den Aufgaben Carl Dietrich von Münchows, des ersten Direktors der Jenaer Sternwarte, die 1812/13 als Anbau des Schillerhauses errichtet und der Universität zugeordnet worden war, gehörte daher von Anfang an die Dokumentation der Witterungsverhältnisse. Allerdings nahm Münchow, dessen Aufzeichnungen im Oktober 1813 einsetzen, die Wetterdaten nicht immer zu denselben Uhrzeiten und auch nicht jeden Tag auf. Erst unter seinem Nachfolger Friedrich Posselt wurden sie zuverlässig dreimal täglich notiert. Zwischen 1816 und 1825 ließ Carl August acht weitere Klimastationen im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach einrichten und vom Jenaer Universitätsmechanikus Friedrich Körner mit Instrumenten ausstatten. Damit schuf er das erste staatliche meteorologische Messnetz Deutschlands. Die Beobachter erhielten Vorschriften, die Körner 1817 gemeinsam mit Goethe erstellt hatte, und mussten dem Staatsminister in Weimar einmal im Monat ihre Aufzeichnungen schicken. Da sich die Hoffnung auf verlässliche Wetterprognosen jedoch nicht erfüllte, ordnete Goethe 1832 die Schließung aller großherzoglichen Klimastationen mit Ausnahme Jenas an. Dort wurden, inzwischen unter Posselts Nachfolger Ludwig Schrön, neben den meteorologischen Daten Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit auch für jeden Tag die Temperaturextreme und die Niederschlagsmenge notiert. Nebenher lieferte Schrön die genaue Zeit für die Uhr der Stadtkirche.
Nach Schröns Tod 1875 fanden regelmäßige Wetteraufzeichnungen erst wieder statt, als 1878 Ernst Abbe zum Direktor der Sternwarte ernannt wurde. Abbe ließ eine neue Beobachtungshütte errichten und reduzierte die von Schrön eingeführten sechs täglichen Ablesezeiten wieder auf drei; 1887 legte er sie auf die bis heute gültigen Termine 7, 14 und 21 Uhr fest. Von 1879 an wurde auch die Schneehöhe notiert, ab 1882 die Sichtweite bei Nebel und seit 1892 die tägliche Sonnenscheindauer; zuletzt kam 1937 die Temperatur am Erdboden hinzu. 1879 wurde eigens ein Assistent eingestellt, um die Wetterdaten aufzuzeichnen. Die Dokumentation der Daten ist seither nicht mehr unterbrochen worden, nicht einmal während des Ersten Weltkriegs, als die Assistentenstelle unbesetzt war und der damalige Direktor der Sternwarte, Otto Knopf, die Messgeräte wieder selber ablesen musste.
Die Jenaer Wetterdaten werden seit 1813 am selben Ort notiert. Eine Ausnahme bildet der Sommer 1945, als die Sternwarte der Roten Armee als Kommandantur diente und die Klimastation in die Löbderstraße 5 ausweichen musste. 1951 verlegte der Meteorologische Dienst der DDR die Station in die Wöllnitzer Straße und 1954 wieder zurück ins Schillergässchen, wo aber Helmut Kauf, damals an der Sternwarte für die Wetterbeobachtung verantwortlich, die Messungen in der Zwischenzeit weitergeführt hatte. Dort werden sie, in einer seit dem späten 19. Jahrhundert kaum veränderten unmittelbaren Umgebung, auch heute jeden Tag vorgenommen."
Die Erhebung der Messdaten erfolgt inzwischen zwar weitestgehend automatisiert und die Daten werden online direkt an den Deutschen Wetterdienst (DWD) übermittelt; Niederschlagsmenge, der Bedeckungsgrad des Himmels, sowie die Sichtweite werden allerdings nach wie vor zum Teil mehrmals täglich von Uni-Mitarbeiterin Christine Luge - wie zu Goethes Zeiten - mit geschultem Auge abgelesen, beurteilt und notiert.
"Was (...) die Dokumentation der Daten angeht, hat die bald 180 Jahre alte Instruktion für den großherzoglichen Wetterbeobachter in Ilmenau ihre Gültigkeit noch nicht verloren: "Bei dem jetzigen Dunkel der Meteorologie, welches trotz der Bemühungen fachkundiger und eingebildeter Gelehrter noch gar nicht hat aufgeklärt werden können..., ist es in der Tat ein verdienstliches Werk der Gegenwart, soviel Beobachtungen zu sammeln als möglich ist, damit wenigstens unsere Nachkommen etwas finden, woran sie sich halten können ... ."
Festkolloquium und Fachtagung 2014
Am 26./27. September 2013 wurde mit einem Festkolloquium "Goethes weiteres Erbe: 200 Jahre Klimastation in Jena" und einer Fachtagung "Lange Zeitreihen und schnelle Prozesse: Die wiederentdeckte Rolle der Langzeitbeobachtung in Geowissenschaften, Klimatologie und Hydrologie" an die 200ste Wiederkehr der Aufnahme des regulären Messbetriebes an der Wetterstation der Jenaer Universitätssternwarte im Jahr 1813 erinnert. Neben Vorträgen zur Geschichte der Klimabeobachtung, Überblicksbeiträgen zur Entwicklung von Messmethoden und Beobachtungsdaten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wurden auch aktuelle Forschungsberichte zu Klimadaten und deren Wahrnehmung im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs thematisiert.
Siehe auch:
Pressemitteilung Universität JenaExterner Link
Literatur:
DWD (2013): Goethes weiteres Erbe : 200 Jahre Klimastation Jena ; lange Zeitreihen und schnelle Prozesse: Die wiederentdeckte Rolle der Langzeitbeobachtung in Geowissenschaften, Klimatologie und Hydrologie ; Beiträge des Jubiläumskolloquiums am 26. und 27. September 2013 in Jena ; [Beiträge des Jubiläumskolloquiums "200 Jahre Klimamessstation Jena"] / Veranst.: Friedrich-Schiller-Universität Jena ... Deutscher Wetterdienst.