Erde mit Sonnenaufgang

Global Understanding

Erde mit Sonnenaufgang
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"Global Understanding" ist die leitende Idee des Lehrstuhls. Der nur schwerlich ins Deutsche zu übersetzende Begriff bezeichnet ein Denken, das um drei Kernelemente herum organisiert ist: das Zusammendenken des Lokalen und Globalen, der Fokus auf Alltagspraktiken und Transdisziplinarität.

Drei Textboxen mit Inhalt 1) Praxiszentrierung, 2) Transdisziplinarität und 3) Lokal-Global Nexus

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  • Lokal-Global Nexus

    Dose zwischen Felsen

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    Dass Wege zu nachhaltiger Entwicklung eine zentrale geographische Dimension besitzen, ist spätestens mit der populären Formel "Think globally, act locally" der Nachhaltigkeitsdebatte ins Bewusstsein gerückt. Das "Global" in "Global Understanding" bedeutet also nicht universelles Verstehen, sondern es bedeutet, das eigene Leben und die persönlichen Entscheidungen in einen globalen Kontext stellen zu können. "Global Understanding" bezeichnet somit das Vermögen, globale Krisenerscheinungen (an-) zu erkennen, mit dem eigenen Handeln in Verbindung zu bringen und die mit nachhaltiger Entwicklung verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen zu verstehen. Ein solches Verstehen des eigenen Lebens in globalen Zusammenhängen ist eine grundlegende Bedingung für dauerhaft nachhaltige Entwicklung.

    Der Lehrstuhl geht in seinen Projekten und Forschungskooperationen dementsprechend der Frage nach, wie ein Erkennen der globalen Bezüge des lokalen Handelns befördert werden kann, d.h. durch welche Denkfiguren, Narrative oder visuellen Metaphern z.B. sich ein Bewusstsein für die globalen Konsequenzen individueller Entscheidungen etablieren lässt und wie Institutionen entwickelt bzw. befördert werden können, die der Verschränkung des Lokalen und Globalen im Alltagshandeln Rechnung tragen.

  • Praxiszentrierung

    Mann auf Fahrrad

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    "Global Understanding" bedeutet darüber hinaus, die Alltagspraktiken und das Alltagswissen stärker ins Zentrum der Nachhaltigkeitswissenschaft zu stellen. Um Phänomene wie die globale ökologische Krise zu begreifen bedarf es nicht nur eines Verständnisses der physischen oder 'natürlichen' Zusammenhänge. Vielmehr ist ein Verstehen der menschlichen Praktiken notwendig, die diese Probleme schaffen. Und dieses Verstehen verlangt zuallererst nach einem Begreifen der kulturellen und sozialen Einbettung menschlicher Tätigkeiten. Im Fokus entsprechender Nachhaltigkeitswissenschaft stehen dann nicht mehr Ökosysteme oder Lebensräume, sondern Alltagspraktiken und ihre problematischen Konsequenzen in Feldern wie ErnährungExterner Link, WohnenExterner Link, KommunikationExterner Link, Mobilität, Verbrauchen/Recyclen, Unterhaltung/Erholung usw.

    Den Blick von den Symptomen und Folgen hin zu den Ursachen zu lenken ermöglicht es, Potenziale zur Gestaltung des sozial-ökologischen Wandels freizulegen. Das Verstehen der kulturellen Kontextualisierung des Alltagshandelns oder der Rolle sozialer Institutionen und Strukturen ist schließlich Voraussetzung für die Initiierung und Steuerung von Transformationsprozessen. Erst eine Nachhaltigkeitswissenschaft, die sich für die Logiken der Alltagspraxis interessiert und das Alltagswissen ernst nimmt, kann zu einer erfolgreichen auf dauerhafte Veränderung des alltäglichen Tuns gerichteten Nachhaltigkeitspolitik beitragen.

    Der UNESCO-Chair engagiert sich für die Etablierung und Weiterentwicklung praxiszentrierter Perspektiven in der Nachhaltigkeitswissenschaft, setzt wissenschaftspolitische Impulse zu deren Beförderung und bietet entsprechende Beratungen an. Dabei stehen u.a. Fragen nach den Schlüsselfeldern der sozial-ökologischen Erneuerung von Gesellschaften, nach Laboratorien des gesellschaftlichen Wandels und Wegen zur Überwindung von Innovationsblockaden im Zentrum.

  • Transdisziplinarität

    Offener Drahtzaun

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    Eine an der Idee des Global Understanding orientierte Nachhaltigkeitswissenschaft ist eng mit transdisziplinären Forschungsansätzen verbunden. Mit Transdisziplinarität sind zwei Übersetzungsleistungen gemeint: Die Vermittlung zwischen disziplinär verschiedenen Wissens- und Erkenntnisformen auf der einen Seite, und die Übersetzung zwischen Wissenschaft und Alltagswelt auf der anderen Seite. Beide Ansätze haben etwas mit dem Anspruch zu tun, komplexe, nicht der disziplinären Logik folgende Probleme wie sie insbesondere im Rahmen der sozial-ökologischen Transformation auftreten zu bearbeiten.

    Transdisziplinarität richtet sich zum einen auf die innerwissenschaftliche Kooperation verschiedener Disziplinen zur Bearbeitung einer wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Problemstellung. Soll eine fachübergreifende Zusammenarbeit nicht bloß additiver Natur sein, sondern zu neuen, die disziplinären Perspektiven aufbrechenden Erkenntnissen führen, müssen Forschungsprozesse in besonderem Maße reflexiv gestaltet werden. Transdisziplinarität bedeutet dabei weder, Spezialisierung und wissenschaftliche Differenzierung aufzugeben, noch ergibt sie sich durch bloß paralleles Forschen am 'selben' Objekt. Sie bedarf vielmehr spezifischer, von den jeweiligen Fachkulturen und Akteuren abhängigen Formaten zur Wissensintegration und Kommunikation.

    Zum anderen bedeutet Transdisziplinarität die Ausrichtung der Forschung auf gesellschaftliche, wissenschaftsexterne Problemlagen. Damit ist der wissenschaftliche Anspruch gemeint, gesellschaftlich relevante Phänomene nicht nur zu beschreiben und zu verstehen, sondern sich auch an deren Lösung bzw. an der Gestaltung von Veränderungsprozessen zu beteiligen. Transdisziplinäre Wissenschaft ist dementsprechend auf die Übersetzung von Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen angewiesen, sie befördert die Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure in die Forschung und die Anerkennung des Wissens und der Kompetenz von Laien.

    Transdisziplinarität ist die Antwort auf komplexere Problemstellungen in der Gegenwart, die mit herkömmlichen Ansätzen kaum bearbeitet werden können. Der UNESCO-Chair unterstützt die fachübergreifende, an gesellschaftlich relevanten Problemen orientierte Nachhaltigkeitswissenschaft beispielsweise durch die Entwicklung neuer Kooperationsformate, die Reflexion von Rollenbildern und wissenschaftlichen Kommunikationsstrategien sowie durch die Beförderung innovativer Lehrmaterialien zur Nachhaltigkeitsbildung.